Lisey's Story

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Horror

Von: Carmine Carpenito

Der eigene Albtraum

LISEY'S STORY ist der wahrscheinlich persönlichste Roman, den der legendäre Schriftsteller Stephen King (ES, FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE) jemals auf Papier brachte. Die Idee kam ihm, nachdem er im Jahr 1999 einen Autounfall hatte und mit einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus landete. King hielt diesen Albtraum nicht nur in Buchform fest, Produzent J.J. Abrams konnte den Mann sogar dazu bringen, alle acht Episoden der Serie selbst zu verfassen - eine absolute Seltenheit, da an einer Serie schreiben im Normalfall immer mehrere Autoren.

Die Serie erzählt die Geschichte der titelgebenden Witwe, die ihren Gatten, den erfolgreichen Schriftsteller Scott Landon, an einen Anschlag verliert. Doch sie ist nicht die einzige, die unter diesem Verlust leidet. Besonders ihre Schwester Amanda, die sehr gut mit ihm befreundet war, ist seit den Vorkommnissen kaum mehr ansprechbar - gedanklich hat sie sich mittlerweile in eine Welt zurückgezogen, von der Scott immer erzählt hatte; Boo'ya Moon! Auch Lisey wurde bereits mit ihr vertraut gemacht - aber ob sie tatsächlich existiert oder lediglich der eigenen Fantasie entsprungen ist? Denn sehr oft wollen die Charaktere aus LISEY'S STORY einfach nur vor der Realität flüchten. Daher werden hier Wahrheit und Fiktion nicht selten miteinander verknüpft.

Eine von Kindern kreierte Gruselwelt

Als sich King Gedanken darüber machte, wie Boo'ya Moon auszusehen hat, erinnerte er sich daran, wie ideenreich Kinder sein können. Also überlegte er sich, wie wohl eine Welt aussehen könnte, die von Kids errichtet wurde. Ziel dabei war es etwas zu finden, das wunderschön, gleichzeitig aber auch unheimlich ist. Und tatsächlich gelang es Abrams und Co., eine Version zu erschaffen, die beides hervorragend darstellt. Jedes Mal, wenn man der Welt einen Besuch abstattet, fühlt man sich zwiegespalten - einerseits möchte man bleiben und sie erkunden, andererseits aber auch so schnell wie nur irgendwie möglich wieder verschwinden, bevor das mysteriöse Longboy-Wesen aufkreuzt.

Wenn Fans Gewalt einsetzen

Die grösste Bedrohung geht allerdings von einem jungen Mann hervor - Jim, der von Dane DeHaan porträtiert wird. Jim ist ein extremer Fan und wird von Scott Landon's Werken stark inspiriert. Seit dem Tod von Landon will er erreichen, dass unfertige Werke seines Lieblingsautoren veröffentlicht werden - Landon's Witwe Lisey weigert sich jedoch, die Papiere freizugeben. Da Jim ohnehin der Meinung war, dass Lisey nie gut für Landon war und sie ihn lediglich davon abhielt, sein ganzes Potenzial zu entfalten, hat er auch keinerlei Skrupel, Gewalt gegen sie anzuwenden - in solchen Szenen wird die Psyche des Zuschauers auf eine harte Probe gestellt, da die Bilder insbesondere eins sind: schockierend.

Fazit

LISEY'S STORY ist kein reines Horror-Projekt sondern verrührt Genreelemente mit Fantasy und Romanze. Visuell mutiert die Produktion aus dem Hause Apple TV+ also zu einem wahnsinnigen Spektakel, inhaltlich leider weniger. Denn so interessant die Geschichte rund um Boo'ya Moon auch sein mag - der Hauptteil, der sich an einigen Stellen unnötig zieht, spielt sich in der "Realität" ab. Brillante Schauspielleistungen von Julianne Moore, Joan Allen oder Dane DeHaan ermöglichen es jedoch, über diese Schwäche hinwegzusehen.

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