The Umbrella Academy - Staffel 2 (Streaming)

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Interview David Castaneda

Interview: Carmine Carpenito

David Castañeda: «Die Vergangenheit lasse ich lieber so stehen»

In der zweiten Staffel von THE UMBRELLA ACADEMY will Diego nach einer ungeplanten Zeitreise eine Tragödie aus den 60er Jahren wieder ungeschehen machen. Verkörpert wird der unbeholfene Draufgänger einmal mehr von David Castañeda, der uns im Interview unter anderem verrät, wieso er die Vergangenheit unberührt lassen würde und weswegen Politik in Filmen oder Serien nie die Handlung und die Charaktere überschatten sollte.

David, die Geschwister stecken dieses Mal in den 60er Jahren fest. Was aus der Gegenwart würdest du am meisten vermissen, wenn es auch für dich rund sechs Jahrzehnte in der Zeit zurückgehen würde? Das erste, was mir da einfällt, sind Sportarten. Die Art und Weise, wie sie und die Athleten sich mit der Zeit in physikalische Wunder entwickelt haben. In den 60er Jahren wäre es daher hart für mich, Sportsachen zu geniessen.

Diego will eine grosse Tragödie aus den 60er Jahren verhindern. Würdest du auch etwas ungeschehen machen, wenn du könntest? Keineswegs, da es in der Gegenwart einiges durcheinander bringen würde. Ihr und ich würden dann vielleicht gar nicht erst auf die Welt gebracht werden. Es kann ganz schön gefährlich sein, sich mit solchen Dingen zu befassen. Und ich will euch am Leben erhalten.

Die zweite Staffel thematisiert Rassismus und Polizeigewalt gegenüber Schwarzen. Dabei werden wir daran erinnert, dass wir es 60 Jahre später immer noch mit denselben Problemen zu tun haben, allerdings auch daran, dass wir niemals den bislang erreichten Fortschritt früherer Generationen vergessen sollten. Würdest du dem zustimmen? Ja! Der Kampf entwickelt sich immer weiter und im Augenblick tut er das so wie in Zeiten der Bürgerrechtsbewegungen, die sich in den 60er Jahren ereigneten.

Ich mag die Tatsache, dass politische Themen zwar Teil eurer Serie sind, Handlung und Charaktere jedoch immer noch im Vordergrund stehen. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir den Zuschauer verlieren, sobald wir ihn belehren wollen. Wir wollen ihm etwas zeigen, womit er sich verbunden fühlt. Und wenn uns das gelingt, stellt sich die Frage, wieso er sich damit verbunden fühlt. Wir zeigen in der zweiten Staffel zwar Konflikte, die sich in den 60er Jahren ereigneten, aber würden wir den Fokus darauf legen, würde sich der Zuschauer direkt angesprochen fühlen. Aber er will nicht direkt angesprochen werden, er will im Dialog involviert sein. Er soll den Reiz versprühen, über das Gesehene reden zu wollen - sei es Zuhause oder sonst irgendwo. Wir haben einen sehr vielfältigen Cast, der sich mit politischen Themen auseinandersetzt. Aber das ist nicht das Kernelement. Das Kernelement sind die Figuren und ihr ganz persönliches Drama.

Mit Klaus wurde auch Homosexualität am Fernsehen normalisiert. Würdest du sagen, dass gleichgeschlechtliche Beziehungen dadurch auch für den Zuschauer normalisiert werden konnten? Ich denke schon. Das Leben imitiert die Kunst und umgekehrt. Wenn wir aus so was eine grosse Sache machen, dann wird es auch eine grosse Sache. Dadurch, dass sich Klaus für sein wahres Ich nicht entschuldigt, können wir unserem Publikum - ob nun schwul oder hetero - damit zeigen, dass auch sie sich für das, was sie sind, nicht entschuldigen müssen. Ihre Familie liebt sie, egal was ist. Und genau das ist die Umbrella Academy. Sie lieben Klaus, auch wenn sie ihn manchmal hassen. Aber sie hassen ihn nicht wegen seiner Vorlieben sondern wegen seiner Laster. Aber das wars auch schon.

Mit der Serie könntet ihr viele verschiedene Richtungen angehen. Die 60er waren jedoch eine Zeit, die du selbst nicht erlebt hast. Würde es dir gefallen, die 90er oder 2000er zu besuchen, weil dies Epochen waren, in denen du aufgewachsen bist? Ich würde es lieben, das wäre so witzig! Würden wir den frühen 2000ern einen Besuch abstatten, wo Master P oder die Ying Yang Twins gross waren, könnte einer aus der Umbrella Academy zum Beispiel ein Musikmanager sein und für ein immenses Unternehmen wie Def Jam Recordings arbeiten. Das wäre so amüsant. Und die alten Nokia Handys dürften da natürlich auch nicht fehlen.

Eure Serie folgt keinem bekannten Muster und bietet selbst für Kenner von Comicverfilmungen viele unerwartete Wendungen. Leute sagen zwar immer, dass sie etwas Neues sehen wollen, aber jedes Mal, wenn sie es kriegen, finden sie es zu neu. Da du selbst Drehbücher schreibst: Wie herausfordernd ist es geworden, etwas Unverbrauchtes auf die Beine zu stellen und es so umzusetzen, dass der Zuschauer die neue Formel akzeptiert? Man muss mit dem Zuschauer spielen. Zeig ihm zuerst das, was er kennt, und dreh den Spiess dann um. Serienschöpfer Steve Blackman hat ein Talent dafür. Man muss nicht jede bekannte Formel aus dem Superheldengenre umsetzen, um erfolgreich zu sein. Die Leute sehen die traditionelle Ware immer und immer wieder. Aber du hast recht; Wenn ein Projekt zu sehr von der Norm abweicht, kommt der Zuschauer oft nicht damit klar. Man denke nur mal an FIGHT CLUB zurück. Als der Film erschien, hatte das Publikum keine Ahnung, wie es ihn verdauen sollte. Erst mit der Zeit fing man an den Streifen zu verstehen und die tiefgründige Botschaft dahinter zu erkennen. Daher empfinde ich es als sehr wichtig, diese Barrieren zu durchbrechen. Man darf sich auch nicht zu sehr mit der Frage beschäftigen, wie das Publikum darüber denken wird. Wenn du der Geschichte, die du erzählen möchtest, treu bleibst, wird sie auch sein Publikum finden.

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