Avatar - Aufbruch nach Pandora

hot
Fantasy

Interview James Cameron

Interview: Philipp Portmann

James Cameron: «Ich dachte, ich würde sterben»

2009 hat James Cameron den noch immer erfolgreichsten Film aller Zeiten auf die Beine gestellt. Wir haben den Hollywood-Gigant persönlich zum Interview getroffen und erfahren, was seine Motivation war und wie das Wetter seine Arbeit beeinflusst.

James Cameron, welche Absicht haben Sie verfolgt, als Sie das Drehbuch geschrieben haben? Seit ich denken kann, bin ich ein grosser Fan von Sci/Fi. Ich wollte einen Film machen, der von all den visuellen Ideen Gebrauch macht, die sich seit Jahren in meinem Gedächtnis angestaut haben. Gleichzeitig war es mir ein Anliegen, mich mit den Fragen zu beschäftigen, wohin die Reise für uns Menschen hingeht, in welcher Beziehung wir zur Natur stehen, weshalb wir sie zerstören anstatt zu respektieren und was die Konsequenz dessen ist. In AVATAR sehen wir Planet Erde kein einziges Mal, dennoch ist er hintergründig präsent.

Jake nennt ihn ‘Die sterbende Welt’. Im Grunde geht es darum, dass wir uns 150 Jahre in der Zukunft noch immer mit denselben Problemen herumschlagen. Und nun setzen wir sie auf Pandora fort. Wir benutzen die Zukunft, um auf die Vergangenheit zurückzublicken. Denn seien wir ehrlich; wir würden dieselben Fehler schon morgen wiederholen, wenn wir die Gelegenheit dazu hätten, sie auf einem anderen Planeten zu machen. Wir müssen uns ändern, allerdings geht es nicht darum, was wir in Zukunft auf einem anderen Planeten machen würden, sondern um die Frage, was wir jetzt auf dem unseren machen müssen.

Daran habe ich schon im Jahr 1995 gedacht, als ich die allererste Drehbuchfassung auf Papier gebracht habe. Nun haben wir 2009 und die Klimakrise wurde von der Wissenschaft als Tatsache beschrieben. Und dagegen müssen wir etwas unternehmen. Doch 1995 hat noch kein Mensch darüber geredet. Nicht einmal Al Gore hat der Sache damals seine Aufmerksamkeit gewidmet. (lacht) Aber nun ist mein Film noch sehr viel zeitgemässer als zu der Zeit, als ich das Skript geschrieben habe.

Was war die grösste Herausforderung im Hinblick auf die brandneue Technologie, die Sie angewandt haben? Ich wusste, dass die Charaktere computeranimiert sein würden. Sie mussten sich echt anfühlen. Keine Ahnung, ob sie fotorealistisch geworden sind, was auch immer das sein soll. Aber wir haben definitiv Figuren geschaffen, die echt sind. Sieht man sich den Film an, hält man Neytiri für real. Sie mag eine Ausserirdische sein, aber man nimmt sie dennoch als Person wahr. So wie sie von Zoe Saldana gespielt wird, empfindet man Neytiri auch als Charakter.

Dasselbe gilt auch für Sam Worthington, Sigourney Weaver und alle anderen Figuren aus dem Na'vi-Clans. Sie lassen mich glauben, dass ihre Figuren echt sind. Das zu erreichen, war die grösste Herausforderung. Deshalb hat es auch so lange gedauert, den Film zu machen. Vor uns hat das noch keiner geschafft. Natürlich gab es schon Versuche in die Richtung, aber bei den Emotionen auf dem Gesicht hat immer etwas gefehlt.

Bei TITANIC haben Sie auf Ihre Gage verzichtet, weil der Film so teuer war. Ich nehme an, das wir dieses Mal nicht mehr notwendig, oder etwa doch? Nun, den ein oder anderen Kompromiss musste ich trotzdem eingehen, um grünes Licht erteilt zu bekommen. Aber wenn der Film finanziell abgeht, wird dieses Thema kein Problem sein. Beim Filmemachen geht es mir allerdings weniger ums Geld. Klar gefällt es mir, Geld zu verdienen, aber es ist keine Motivation, die mich antreibt. Mir geht es einzig und alleine darum, wunderschöne Bilder zu kreieren und neue Dinge auszuprobieren. Für mich stellt all das eine intellektuelle Aufgabe dar.

Worin sehen Sie die Botschaft bei diesem Film? Also eine Sache möchte ich gleich mal klarstellen; in erster Linie soll AVATAR unterhalten. Es ist ein Abenteuer, ein Actionfilm, eine Liebesgeschichte und eine emotionale Reise. Aber ja, es gibt Botschaften und Themen im Film, der mit offenen Augen beginnt und endet. Es geht darum, Dinge anders zu sehen. Manchmal muss man sie auch mal durch die Augen einer anderen Kultur betrachten, um sein Gegenüber besser verstehen zu können. Denn wenn wir uns die Mühe machen würden, andere zu kapieren, dann würden wir auch eine andere Lösung als Krieg finden. Ein weiteres Thema stellt die Natur und unsere menschliche Beziehung zu ihr dar.

Sie haben mit einer Arbeitskollegin von mir zusammengearbeitet; Simone Bargetze. Simone? Sie war Stuntfrau bei den Pferden. (lächelt) Sie ist eine echt gute Reiterin.

Wie war denn die Zusammenarbeit mit ihr? Sie war grossartig und eine unserer Stuntreiterinnen. So wie wir die Emotionen von Menschen eingefangen haben, haben wir auch jene der Pferde eingefangen. Alle anderen Tiere sind vollständig computeranimiert. Simone ist genial geritten, ist gesprungen und hat sich schnell gedreht. Gegen Ende des Filmes gibt es eine Pferdekampfszene, da war sie super. Sie ist Schweizerin, habe ich recht?

Sie kommt aus Liechtenstein. Ach ja, Liechtenstein.

Da unsere Sendung kinowetter heisst, würde mich interessieren, ob das Wetter Ihre Arbeit als Filmemacher jemals beeinflusst hat? Das ist sehr interessant. Ich kann dir gerne sagen, wann das Wetter einen echt grossen Einfluss auf mich als Filmemacher hatte. Ich mache ja Dokumentarfilme auf hoher See. Wir waren etwa 800 bis 1000 Kilometer von Land entfernt und ausgerechnet dann wurden wir von einem Hurrikan überrascht. Wir waren zu der Zeit unter Wasser, was schön war. Doch sobald wir etwa 18 Stunden später wieder an der Oberfläche waren, wurde der Versuch unternommen, uns aus dem Wasser zu retten.

Dummerweise ist das Rettungsseil ständig kaputt gegangen, weswegen wir bei Sturm rund zwei Stunden lang mitten im Wasser lagen. Ich dachte, ich würde sterben. Das war der schlimmste Tag meines Lebens, weil das Wetter nicht mitgemacht hat.

© 2009-2022 kinowetter.ch

Aktuelle Streaming Angebote für diesen Titel:

Powered by JustWatch