Immer noch eine unbequeme Wahrheit

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Documentary

Interview: Philipp Portmann

Al Gore: «Jedes Land sollte mehr tun, besonders meines»

ZÜRICH. Der frühere US-Vizepräsident Al Gore wurde unlängst zum Gesicht des Klimaschutzes ernannt. 10 Jahren nach dem seine Oscar- preisgekrönte Dokumentation EINE UNBEQUEME WAHRHEIT für Aufsehen gesorgt hat, kehrt der Umweltschützer mit der Fortsetzung UNSERE ZEIT LÄUFT zurück um den Kampf weiter voranzutreiben. Im Interview erklärt er, warum es Zeit für eine Fortsetzung war.

Al Gore, was war Ihre Motivation, eine Fortsetzung von EINE UNBEQUEME WAHRHEIT zu drehen? 10 Jahre nach dem ersten Film scheint mir eine angemessene Zeit zu sein, um die Zuschauer nach einer Erlaubnis zu bitten, zurück kommen zu dürfen und die Veränderung im letzten Jahrzehnt zu beschreiben. Im wesentlichen gab es zwei Veränderungen: Bedauerlicherweise ist die erste, dass sich die klimabezogenen, extremen Wetterereignisse offensichtlich häufen. Die Anzahl hat die Prognosen der meisten Wissenschaftler übertroffen. Aber die zweite, Veränderung ist dafür umso positiver; Wir haben die Lösung gefunden! Die Kosten alternativer Elektrizität wie Solarmodule und Windrädern sind in einem Grossteil der Welt rapide gesunken. Das ist erstaunlich! Erneuerbare Elektrizität ist nun viel günstiger als fossile Brennstoffe. Auch die Kosten von Batterien minimieren sich rasant und der Markt wird mit elektrischen Fahrzeugen überschwemmt. Jedes Unternehmen investiert heute in diese Richtung. Das sind alles sehr positive Entwicklungen. Aber es ist noch viel zu tun.

Wir treffen uns heute hier in Zürich. Was kann oder sollte die Schweiz gegen die Klimaerwärmung machen? Grundsätzlich sollte jedes Land mehr tun, ganz besondere meines. Doch um das gesagt zu haben: Ich bewundere was die Schweizer Regierung bis jetzt gemacht hat, und dass die Entscheidungen von den Schweizer Wähler auch getragen wird. Der Fortschritt beginnt nun an Fahrt aufzunehmen. Ein bekannter Wirtschaftswissenschaftler hat einmal gesagt: "Die Dinge dauernd länger als man meint und dann passieren sie schneller als man denkt." Dieses Muster können wir auch in der Lösung der Klimakrise sehen. Wir befinden uns jetzt in der Anfangsphasen einer globale Nachhaltigkeits-Revolution, welche den Umfang der industrielle Revolution misst aber die Geschwindigkeit der digitalen Revolution aufweist. Diese Revolution wird die Kraft haben das Geschäftsleben, die Industrie und die Zivilgesellschaft auf der ganzen Welt umzuformen. Sie erschafft mehr Stellen. In Amerika zum Beispiel bauen sich die Jobs im Solarbereich nun 17 mal schneller als andere Gebiete in der Wirtschaft.

Manchmal hilft es, wenn die Menschen die Schönheit der Welt sehen. Sie reisen viel. Was war der schönste Ort an dem Sie je gewesen sind, was beeindruckte sie am meisten? Das erste Bild, das mir von meinen Augen erscheint, bei dieser Frage, ist ein wunderschöner Platz auf meiner Farm in Tennessee. Natürlich wurde mir die Schönheit des Flusses und der Feldern dort bereits als Kind aufgedrückt, doch es ist der erste Ort, der mir bei den Gedanken an die Schönheit unserer Natur in den Sinn kommt. Aber ich muss anmerken, dass die Schweiz einfach unglaublich prachtvoll ist. Vermutlich müssen Sie sich das immer von allen Besuchern anhören, aber die Landschaft in ihrer Heimat ist wahrlich spektakulär!

US-Präsident Trump verkündete den Rückzug aus dem Pariser Abkommen auf den 4. November 2020– das ist einen Tag nach der nächsten Präsidentenwahl in den USA. Worin sehen Sie den Grund zu diesem Entscheid? Nun, es ist schwer Gründe zu einigen seiner Entscheidungen zuzuordnen. Nach seiner Ankündigung war ich besonders besorgt, dass es vielleicht auch andere Länder dazu leiten wird aus dem Vertrag aus zusteigen. Aber bereits am nächsten Tag haben die restlichen Länder bekannt gegeben, dass sie weiter im Abkommen bleiben werden. In Amerika haben die grössten Staaten, hunderte von Städten und Geschäftsführer verlauten lassen, dass auch sie immer noch ein Teil des Pariser Abkommen sind. Mittlerweile befindet sich Amerika sogar auf dem besten Weg, die Verpflichtungen, die durch den Vertrag vereinbart wurden, zu erfüllen. Ungeachtet von Donald Trump. Ich möchte nicht behaupten, dass Donald Trump relevant für diesen Prozess ist. Aber er hat sich selbst isoliert und nun besteht ein ziemlich deutliche Abgrenzung zwischen Donald Trump und Amerika. Die Vereinigten Staaten sind immer noch im Pariser Abkommen und werden sich an die Abmachungen halten.

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