Mary Poppins' Rückkehr

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Interview Emily Blunt

Interview: Raya Abirached

Emily Blunt: «Einfach alle brauchen Mary Poppins»

LONDON. Emily Blunt tritt in die Fussstapfen von Julie Andrews und spielt nach 54 Jahren das legendäre Kindermädchen Mary Poppins in der Fortsetzung. Uns verrät die Britin im Interview, wie beängstigend diese Herausforderung war, wie sie ihre Hemmungen bekämpfte und wie schwer ihr der letzte Drehtag fiel.

Emily Blunt, Mary Poppins muss für Sie sowohl das Grossartigste als auch das Beängstigendste sein, was sie bisher gespielt haben oder nicht? Es ist in der Tat eine komische Kombination der Beiden. Es sind gleichzeitig auch Gründe den Film zu machen. Ich geniesse Herausforderungen, welche dieser Film auf jeden Fall mit sich bringt. Vielleicht war es auch nur die Überwindung über dieses nach Luft schnappen, das die Leute um dich herum haben, sobald sie hören, dass du Mary Poppins spielst. Das ist gewissermassen erst der Moment, in dem man realisiert, was für eine Rolle man überhaupt übernimmt. Diese Rolle prägte sich ganz fest in die Gedächtnisse der Menschen. Wenn man Mary Poppins denkt, dann denkt man automatisch an sich als Kind. Das zeigt nur wie sehr die Menschen diese Figur wertschätzen und lieben.

Gehörte Tanzen, Singen und gleichzeitig noch schauspielern zu den schwierigsten Dingen, die Sie zu bewältigen hatten? Es ist ehrlich gesagt am einfachsten, wenn man alles gleichzeitig macht, dann ist man voll im Charakter. Jede Hemmungen, die ich als Emily habe wenn ich tanze oder singe, verblassen wenn ich im Charakter bin. Für mich war die Kombination aus allen dreien einfacher, denn ich hatte das komplette Kostüm, die Frisur und das Make-Up. Dadurch kann man sich vollständig in der Rolle verlieren.

Wie fühlte sich der Alltag als Mary Poppins für Sie an? Es ist wie wenn man in einem Süssigkeiten-Laden steht (lacht). Alles war wirklich wunderschön. Vermutlich klingen wir alle wie ein Haufen Trottel, wenn wir über den Film sprechen und davon schwärmen. Jedoch war das Erlebnis so besonders und einzigartig. Es war wirklich schwer zu diesem Projekt Tschüss zu sagen. Jeder Tag hatte schon fast etwas Zeremonielles an sich. Dafür können wir unserem grossartigen Regisseur Rob Marshall danken, er ist eine unglaubliche Person. Als wir zum ersten Mal die Cherry Tree Lane sahen, spielte er im Hintergrund Musik ab. Er wollte uns so zeigen wie es sein könnte und uns die Erinnerungen aus dem ersten Film zurück bringen. Solche Dinge tat er jeden Tag für uns, um uns die Liebe und Leidenschaft für das Projekt zu zeigen.

Meryl Streep soll ab Ihrer Performance begeistert gewesen sein und da es nicht Ihre erste Zusammenarbeit ist, wollen Sie im nächsten Projekt Freunde spielen? Meryl Streep ist unglaublich. Ja, es ist an der Zeit, dass wir einmal Freunde spielen. Bisher waren wir immer eher Konkurrenten mit unseren Charakteren. Daher hoffe ich auf Freunde oder Liebhaber, ich würde beides nehmen. Hauptsache ich kann wieder mit Meryl Streep spielen.

Es heisst die Arbeit mit Kindern sei schwierig. Ist die Arbeit nicht eher sehr emotional? Es ist unglaublich emotional mit Kindern. Ich habe sie aufwachsen sehen an diesem Set und schon nur das ist sehr bewegend. Man sieht wie sie lernen und sich anpassen. Pixie Davies, die Anabel spielt, hat vermutlich mehr gearbeitet als wie alle. Sie ist wirklich schon ein absoluter Profi und ein richtiger Engel. Wir nannten sie alle nur Engel-Kind, weil sie einfach so perfekt ist. Nathaniel Saleh, der John spielt, war eher der ernste und fokussierte kleine Junge. Er nahm alles in sich auf. Er wusste alle Sätze von uns, kannte alle Songs von uns und wusste sogar die Tanzschritte alle auswendig. Er war richtig inspirierend für uns.

Wie sah es mit dem dritten Kind aus? Joel Dawson, der Jüngste, hatte bisher noch keine Filmerfahrung. Er war komplett verrückt. Zeitweise mussten wir darauf achten, dass Joel den Fokus behielt. Wir sagten dann oft: „Joel, fokussier dich. Joel, wir drehen. Joel, was ist dein Satz?“ Doch kaum war die Kamera auf ihm, spielte er absolut kreativ und war spontan. Einfach weil er noch keine Technik hat und nicht wusste was gefragt wurde. Es war richtiggehend erfrischend zu sehen. Es war dann auch etwas vom Schwierigsten ihnen Tschüss sagen zu müssen.

Es muss grundsätzlich schwierig sein zu einem solchen Projekt Tschüss zu sagen oder nicht? Ja, das war es. Ich habe auf dem ganzen Weg nach Haus nur geweint. Ich habe die Angewohnheit die irische Version des Auf Wiedersehens zu benutzen und einfach zu verschwinden. Ich kann es kaum ertrage allen Tschüss zu sagen. Es fühlt sich so schmerzhaft an. Ich weinte also auf dem ganzen Heimweg. Es war wirklich schrecklich. Ich wollte nur noch einen Drink. Ich kam nach Hause und sagte: „Ich brauche einen Whiskey“ (lacht).

Was war für Sie das Wichtigste, als Sie Mary Poppins spielten? Bis zu einem gewissen Grad muss man die Performance von Julie Andrews als Mary Poppins ehren. Gleichzeitig wollte ich nicht die Rolle annehmen und sie einfach kopieren. Es ist das nächste Kapitel von Mary Poppins und so überlegte ich mir, was ist meine Version von ihr. Ich las alle Bücher und daraus ergab sich für mich ein sehr klares Bild, wie ich Mary porträtieren und spielen wollte. Alle die Dinge, die ich lustig fand und mich bewegten, versuchte ich in den Charakter hinein zu bringen.

Was macht für Sie Mary Poppins aus? Mary Poppins ist eine sehr offene Figur, was es möglich macht sie auf viele verschiedene Weisen zu interpretieren. Sie ist eine sehr unbekannte und mysteriöse Frau und öffnet gegenüber niemandem richtig. Sie ist jemand, der auf dem Boden geblieben ist und gleichzeitig in der Luft schwebt, sowohl metaphorisch als auch physikalisch gesehen. Diese Zwiespältigkeit macht sie aus. Wie das menschliche in einem Superhelden oder die Zurückhaltung und parallele Wildheit. Für mich ging es immer darum ihre Ecken und Kanten zu finden und ihre unterschiedlichen Facetten. Sie ist schon fast verwirrend und ein Widerspruch in sich.

Und dann geht Mary Poppins wieder weg…. Wenn sie geht, bewegt es mich einfach und ich weine jedes Mal. Das war schon bei der alten Version so. Dies ist auch mit ein Grund für die Magie von ihr. Sie kommt, baut eine tiefe Verbundenheit auf, bleibt zugleich auf Abstand, weil sie weiss, dass sie wieder gehen muss. Es war jedes Mal herzzerreissend, fast wie ein Verlust. Von meiner Tochter weiss ich, jedes Mal, wenn sie es sieht und ich sage: „Es ist an der Zeit“, dann schreit sie: „Neeein“ (lacht). Sie fängt dann immer an zu schreien und weinen, weil sie so traurig ist. Ich finde es sehr bewegend, dass Kinder irritiert sind, weil sie nicht wissen wohin Mary Poppins geht. Ich versuche dann immer zu erklären, dass sie weiterzieht, weil sie einer neuen Familie helfen muss. Einfach alle brauchen Mary Poppins.

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