Mord im Orient Express

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Interview: Raya AbiRached

Kenneth Branagh: «Die Schweiz war für uns eine wegweisende Macht»

LONDON. Wenn Johnny Depp, Daisy Ridley, Judi Dench und Penélope Cruz in eine Schweizer Lok einsteigen, dann um einen mysteriösen MORD IM ORIENT EXPRESS aufzulösen. Als eigenwilliger Detektiv mit Schnauz tritt Kenneth Branagh in seinem neusten Werk nicht nur hinter den Regiestuhl sondern ist auch vor der Kamera in Action. Wir trafen ihn und sein Schauspielkollege Tom Bateman auf eine Fahrt mit dem Orient Express.

Kenneth Branagh, hier im originalen Orient Express zu sitzen ist fast noch besser als das magische Filmemachen, nicht wahr? Immerhin haben Sie nicht im richtigen Zug gedreht. Kenneth Branagh: Es erinnert uns an das magische Filmemachen. Doch wir haben all das hier für uns eigens nachgebaut; Wir haben unsere eigene Wäsche und getreues Glasgeschirr erhalten. Unser Team hat die originalen Pläne, der damaligen Arbeiter, die den ganze unglaubliche Orient Express designt haben, gefunden. Wir setzten die Vorlage um und brachten den Zug zum schaukeln.

Und die Umsetzung ist erstaunlich treu dem originalen Zug. Tom Bateman: Bis ins kleinste Detail. Meine Kostümbildnerin Alex wollte, dass ich eine originalen Orient Express Pin trage und nahm alleine dafür an etlichen Meetings teil um die Rechte abzuklären. Ich bin mir nicht sicher, ob sich überhaupt jemand darauf achtet aber alles stimmt.

Ein besonderes Zuschauererlebnis ist die 70mm- Fassung des Films. Weshalb haben Sie sich für diesen Schritt entschieden, Kenneth? Kenneth Branagh: Mit der 70-mm Erfahrung laden wir die Zuschauer direkt dazu ein, im Zug Platz zu nehmen. Zumindest habe ich es versucht. Das Publikum wird direkt in den Zug mit eingeschlossen. Trotz der Schönheit des Zugs wird er durch die Geschlossenheit zum Gefängnis der Passagiere, wie jeder Ort es werden würde, wenn es zu einer Mordermittlung kommt. Mein Ziel war es nicht zu proben um die Menschen direkt ein Teil der Geschehnisse werden zu lassen. Ich habe versucht, so schnell wie möglich mit dem Drehen zu beginnen. Clint Eastwood würde meinen Cast "rasante Start-Up Schauspieler" nennen. Sie reagierten äusserst schnell, ganz nach dem Motto: " Gib ihnen ein Glas Wasser oder eine schöne Tasse Tee und los geht's."

Der Krimi ist gespickt mit einem aussergewöhnlichen Cast aus den Namenhaftesten Schauspielern. Tom, liess das für Sie eine gewissen Druck entstehen? Tom Bateman: An einem der ersten Tagen war ich total nervös. Alle kamen zusammen und ich sollte ihnen in der Szene mitteilen, dass wir im Schnee fest stecken. Mein Part war es, eine Rede an die Gäste abzuliefern, was ein irres Gefühl war. Als würde ich eine Rede bei den Oscar-Verleihungen halten. Furchterregend.

Kenneth Branagh: Aber wundervoll. Ich erinnere mich, wie Tom eine grosse, volle Flasche Champagner durch einen bewegenden Zug tragen musste. Er sollte unteranderem Michelle Pfeiffer und Judi Dench bedienen. Wir gaben ihm die Anweisungen, ja nicht das Kostüm zu ruinieren oder die ganzen Filmstars zu nerven (lachen).

Haben Sie sich Gedanken gemacht, ob sich die anderen Schauspieler über ihre Schauspielfähigkeiten unterhalten? Tom Bateman: Nein, das wäre gefährlich gewesen. Doch der Cast war auch mit die grösste Unterstützung während dem Dreh gewesen. Kenneth hat nicht nur ein brillantes und unglaublich talentiertes Team zusammengestellt, sondern auch ein äusserst freundliches. Es bildete sich fast schon eine liebende Familie. Alle konnten es fühlen.

Kenneth Branagh: Wir hatten Szenen bei denen wir mit Derek Jacobi starteten, ehe es weiter ging und man Penelope Cruz, Daisy Ridley und Willem Dafoe begegnete. Und Johnny. Plötzlich realisiert man, dass der Mann, der da einfach im Hintergrund sitzt Johnny Depp ist, gleich neben Josh Gad. Wahnsinnig. Aber jeder wusste, dass er seinen Text zu sprechen hatte und das es ihre Aufgabe was den Ball an ihre Schauspielkollegen weiter zu spielen. Es war wichtig das Team aufrecht zu halten. Und darin warn waren alle reichlich grosszügig. Etwas anderes würde jemand wie Judi Dench auch niemals zulassen.

Kenneth, der ganze Cast ist auf ihren Schnauz neidisch. Wie war das Leben mit Bart? Kenneth Branagh: Es ist aussergewöhnliches Gefühl und manchmal vergass ich, dass ich den Schnauz überhaupt trug. Als ich am ersten Tag auf das Set lief um mit Daisy Ridley zu drehen, meinte sie, dass mein Bart sehr "fett" aussehe. Ich fragte sie natürlich, ob sie denn "fett" gut meinte und sie bejahte schnell. (lacht) Mit diesem Ding im Gesicht muss man nur super vorsichtig sein, besonders am Morgen. Spätestens wenn man sich entscheidet, ein Müsli zu essen klebt alles darin fest, Der Schnauz ist der Feind des Essens. Ich wurde für eine lange Zeit zum Strohhalm-Mensch.

Der Orient Express führt die Zuschauer durch die unterschiedlichsten Länder. Wie sah ihre Vorberatung auf diese "Reise" aus? Kenneth Branagh: Um ein Gefühl für die Orte zu erhalten, besuchten wir Neuseeland, Frankreich, die Schweiz, Malte ect.. Doch ein grosser Teil des Dreh fand in Surrey, England statt. Wo wir den Zug nachgebaut hatten mitsamt einem Berg dahinter. Damit haben wir diesen 360-Grad Effekt erschaffen und die Schauspieler hatten beim einlaufen wirklich das Gefühl, direkt vor Ort zu sein. Durch dieses Studio hat man nicht die logistischen Herausforderung, die zum Beispiel bei einem Dreh direkt in Istanbul entstehen würden. Wenn Penelope Cruz Make Up nachgebessert werden musste oder Johnny Depps Frisur nicht richtig sass, konnten wir den Zug stoppen lassen und das Ganze nochmals machen. Das Zugpassagier würde dir sagen, dass der Zug weiter fahren muss. Durch den Nachbau hatten wir die Kontrolle über die Geschehnisse.

Die Schweizer Zuschauer hoffen natürlich, dass sie auch während dem Film einen Blick auf ihre Heimat zu sehen bekommen. Kenneth Branagh: Die spektakulären Gelände Aufnahmen sind von der Schweizer Seite des Mont-Blanc. Unsere Lokomotive und der Kohlenwage kommt ebenfalls aus der Schweiz, diese haben wir nachgebaut. Unser Wunsch war es eine massive Berglok zu finden. Offensichtlich braucht man viel Power um das Ding den Pass durch zu führen. So war die Schweiz für uns eine wegweisende Macht, das kann ich euch sagen.

Dürfen Sie die Fans auf eine Fortsetzung freuen? Kenneth Branagh: Wenn genug Menschen diesen Film sehen werden, wäre es uns eine Freude mehr davon zu machen. Die Möglichkeiten haben uns Überwältigt. Wir werden sehen, es liegt in den Händen der Zuschauer.

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