A Hologram for the King

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Tom Hanks: «Es ist keine Alienwelt»

BERLIN Kinogarant Tom Hanks kommt nach «Bridge of Spies» und «Saving Mr. Banks» mit «A Hologram for the King» auf die Leinwand. Sein neustes Werk ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Dave Eggers. Mit kinowetter sprach der Schauspieler über Religion, Kultur, Finanzprobleme und ob er in der Zukunft ein Holografie-System auf dem Markt begrüssen würde.

Tom Hanks, welchem Genre würden Sie «A Hologram for the King» zuordnen? Von der Business-Perspektive aus betrachtet, dürfte es sich eigentlich nur um ein Genre handeln. Filme müssen als Abenteuer, Romanze oder Komödie konzipiert sein. Nur so können die Leute vom Marketing anscheinend ihren Job machen und einen Film vermarkten oder verkaufen. Der Film reflektiert die menschliche Natur sehr präzise und liefert einen aufrichtigen Blick ins Leben von Alan Clay, der mit Lügen, Frustration und Verzweiflung konfrontiert wurde. Viele Amerikaner werden sich beim Film denken, sich an einem Ort wie Saudi-Arabien ähnlich zu fühlen wie er. Es ist ein sehr ehrlicher und authentischer Film.

Und das Leben besteht auch nicht nur aus Schwarz und Weiss. Das stimmt. Aber das wahre Leben sollte nicht faszinierend sein. Wenn ein Film ein wichtiges Thema behandelt, hat das einen gewissen Glanz. Schliesslich ist es auf der Kinoleinwand zu sehen. Es ist fast schon wie ein Reisebericht. Anhand von dem kann jeder, der will, einen Trip nach Saudi-Arabien unternehmen. So gesehen ist es auch ein Abenteuerfilm. Das lässt sich nicht abstreiten und dürfte auch der Grund sein, wieso Dave Eggers einen solch spannenden Roman schrieb. Er war einer der ersten, die diese Reise machen durften.

Wie haben Sie reagiert, als Sie das Buch zum ersten Mal gelesen haben? Ich war erstaunt darüber, was er alles durchgemacht hat. Als ich ihn traf, wollte ich wissen, ob sich das wirklich alles so ereignete. Und so war es, was ich fast nicht glauben konnte. Wir haben hier wirklich einen Film über eine faszinierende Lebenserfahrung auf die Beine gestellt.

Obwohl der Film in Saudi-Arabien spielt, haben Sie woanders gedreht. Wieso? Weil es schlichtweg nicht erlaubt ist, in Saudi-Arabien zu drehen. Das geht nur, wenn man bestimmte Anforderungen vom verantwortlichen Ministerium für Filme und Fernsehen erfüllt. Sie haben weder den Roman noch das Drehbuch befürwortet. Möglicherweise, weil wir eine Ärztin zeigen, die nicht selbst fahren darf. Vielleicht haben sie solche Elemente einfach gereizt. Einen Film in Saudi-Arabien zu drehen, wäre aber ohnehin sehr kompliziert und genauso herausfordernd wie in der Antarktis. Es ist schwierig, das Material dorthin zu schaffen und zu überleben. Das bedeutet aber nicht, dass du deine Szenen nicht an einen anderen, ähnlichen Ort drehen kannst. Wir konnten den Film ja trotzdem machen, nur eben nicht in Saudi-Arabien sondern in Marokko.

Blieb Ihnen im Hinblick auf Kultur und Religion trotzdem irgendetwas besonders in Erinnerung? Sowohl Saudi-Arabien als auch Marokko verfügen über ein Königreich. Daher geht es anders zu und her als in einem parlamentarischem Land. Ein König wird dort als grosse Sache empfunden. Der Islam ist auch ein wichtiger Teil, ebenso wie Gebete. Aber es ist nicht so, dass sich die Strasse sofort leert, wenn Muezzin zum regelmässigen Gebet aufruft. Die Läden waren trotzdem immer noch geöffnet und das Geschäft lief. Schliesslich bleibt das Leben um einen herum nicht stehen, nur weil man betet. Auch bei uns gab es Leute, die ihre Gebetsmatte nahmen und sich für ein paar Minuten zurückzogen. Das heisst aber nicht, dass unser Produzent deshalb mitten in der Aufnahme den Dreh stoppte. Im Westen ist das wiederum anders. Dort meint jeder, zu Allah beten zu müssen, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Aber ich hoffe, dass jedermanns Gebete erhört werden, egal wen sie anbeten.

Und kulturell gesehen? Die kulturellen Unterschiede hielten sich etwa im Gleichgewicht. Es ist keine Alienwelt, aber eine andere. Und wenn die Regeln erst einmal klar sind, ist es sehr einfach, sie zu befolgen. Diese Regeln gibt es auch in den Vereinigten Staaten von Amerika und auch wenn ich nicht unbedingt mit ihnen einverstanden bin, sind sie einfach einzuhalten. Du nimmst sie weder begeistert an noch weist du sie weit von dir. Du lebst einfach so, wie es der Tages- und Wochenablauf oder die Pflicht von dir verlangt.

Denken Sie, dass wir uns in der Zukunft via Holografie-Systemen anrufen werden? Wohl kaum. Was gibt es besseres als mit jemandem zu telefonieren? Ich hoffe sogar, dass wir alle zu den Zeiten zurückkehren, als wir Briefe auf der Schreibmaschine schrieben und sie dann versandten. Ich selbst bin kein Fan der Sofort-Kommunikation. In einem Raum zu sitzen und die Hologramme anderer zu betrachten soll besser sein, als eine echte Stimme zu hören? Ich bin der Meinung, dass es eine Verschwendung von Zeit und Geld ist. Das heisst aber nicht, dass ich so ein System nicht verkaufen würde, wenn ich bei der entsprechenden Firma tätig wäre (lacht).

Die Schweizer Fans möchten wissen, ob sie neben dem Besuch in Genf sonst noch in der Schweiz waren? Bislang habe ich tatsächlich nur das CERN in Genf besucht. Aber weshalb nur? Ah, ich weiss es: Ich bin Schauspieler von Beruf und ihr habt leider keine Filmstudios in Zürich oder Gstaad. Baut welche und dann können wir auch bei euch drehen. Wenn ihr dann noch einen kleinen Teil via Steuergutschriften mitfinanziert, dann kommen wir sogar ganz sicher in die Schweiz und machen dort einen Film. So gesehen würden wir dann auch drei volle Monate in eurem Land leben (lacht).

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