Carol

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Interview Cate Blanchett

Interview: Raya AbiRached

Cate Blanchett: «Welche Rolle spielt es, ob ich hetero, lesbisch oder sonst was bin?»

CANNES In «Carol» schlüpft Cate Blanchett in die Rolle einer wohlhabenden Frau, die sich in eine junge Spielzeugverkäuferin verliebt. Im Interview mit kinowetter erklärt die Oscarpreisträgerin, wieso sie Angst vor der Premiere hatte.

Cate Blanchett, Ihre Figur hat eine eigene Körpersprache. War das herausfordernd? Definitiv! Knifflig war insbesondere, Carol auf der Kinoleinwand facettenreich rüberzubringen. Schliesslich war es meine Aufgabe, ihre Unnahbar- sowie Zweideutigkeit glaubwürdig darzustellen. Das sollte sie für die Zuschauer greifbarer und zu einer Figur machen, mit der man sich gut identifizieren kann.

Ihr glamouröses Erscheinungsbild verändert sich im Verlauf des Films. Ja, sie und Therese verschmelzen quasi ineinander. So was passiert eben, wenn man sich in jemanden verliebt. Es gibt keine Grenzen mehr oder so was wie dein und mein Revier. Interessant an der Geschichte ist, dass nicht nur die sozialen Normen der 50er Jahre die beiden Frauen voneinander fernhalten. Auch der Unterschied im Hinblick auf die Klasse, die Erfahrung und das Alter richtet eine Barriere zwischen ihnen auf.

Ihre Co-Schauspielerin Rooney Mara ist einige Jahre jünger als Sie. Wie war die Zusammenarbeit? Es gibt nur sehr wenige Schauspielerinnen, die zunächst als Protagonist in «The Girl With The Dragon Tattoo» brillieren und dann auf einmal eine so kultige, ausgesetzte sowie spröde Frau wie Therese verkörpern können. Sie ist unfassbar smart, pragmatisch und furchtlos. Ich wollte unbedingt mit ihr spielen und war total glücklich, dass sie den Part übernahm. Wir sind sowieso miteinander verbunden, da wir beide von David Fincher besessen sind und mit ihm zusammengearbeitet haben. Also musste es einfach passieren (lacht). Dabei haben wir uns noch niemals zuvor gesehen, geschweige denn einen Film miteinander gedreht.

Dafür haben Sie vor «Carol» schon mit Regisseur Todd Haynes gemeinsame Sache gemacht. Er hat ein unglaubliches Herz. Als er mir sagte, dass er den Film machen wolle, war es für mich selbstverständlich, dass er die Zeitepoche verstehen und es eine wundervolle Erfahrung werden würde. Vor allem als er anfing, mir die Referenzen verschiedener, weiblicher Fotografen der 50er zu zeigen, deren Arbeiten nie ausgewertet wurden. Ich habe beispielsweise nichts von Vivian Maiers Arbeiten gewusst - bis ich die tolle Doku gesehen habe, welche für einen Oscar nominiert war. Jedenfalls waren Todds visuellen Referenzen völlig unerwartet. Er besitzt ein aussergewöhnliches Gespür für die 50er Jahre. Er kann dir zudem das Gefühl geben, etwas sehr Kreatives und völlig Neues auf die Beine zu stellen.

Sie wurden von einem Journalisten gefragt, ob Sie selbst schon Beziehungen mit Frauen hatten. Möchten Sie etwas dazu sagen? Ich hatte schon viele Frauenbeziehungen, aber keine sexuellen. Den Teil hat der Journalist natürlich nicht veröffentlicht. Ich bin schon seit 18 Jahren glücklich verheiratet und habe vier Kinder. Für den Film ist das aber absolut nicht relevant. Wenn Fragen nach der sexuellen Orientierung die Leute immer noch beschäftigen, haben wir es noch nicht sehr weit gebracht. Welche Rolle spielt es, ob ich hetero, lesbisch oder sonst was bin?

Sie werden jetzt schon als potenzielle Anwärterin auf für einen Academy Award gehandelt. Wie ist das für Sie? Ich war total nervös vor dem ersten Screening. Wobei es auch am Kaffee gelegen haben könnte, den ich am Vorabend hatte (lacht). Jedenfalls kam ich schon vor der Pressekonferenz ins Zittern. Und das, obwohl ich schon für viele Filme in Cannes war. Das lag daran, dass jeder, der an «Carol» gearbeitet hat, mit ganz viel Herzblut dabei war. Das Drehbuch wanderte ganze 15 Jahre lang von einem Schreibtisch zum nächsten. Daher bin ich sehr stolz darauf, dass mein Produzentenpartner Andrew Upton und ich zu jenem Team gehören, die es endlich verfilmen konnten. So hofften wir natürlich auf positives Feedback, weil sich der Film für alle Involvierten richtig wichtig und besonders anfühlt. Wobei jeder andere Filmemacher genau dasselbe über sein Werk behauptet (lacht).

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