Love & Mercy

hot
Drama

Interview John Cusack

Interview: Raya AbiRached

John Cusack: «Brian Wilson‘s Leben ist episch»

TORONTO In «Love & Mercy» schlüpft John Cusack in die Rolle des Brian Wilson, dem musikalischen Genie hinter den Beach Boys, dessen Stimmen im Kopf nicht nur tolle Harmonien hervorbrachten. Im Interview mit kinowetter spricht der Schauspieler über das Künstlerdasein und das Stigma von psychischen Krankheiten.

Welchen Teil von Brian Wilson’s Leben spielen Sie? Ich spiele Brian von dann an, als er zwischen Mitte Dreissig und Vierzig ist und langsam wieder aus seiner Abgeschiedenheit hervor kommt.

Was waren die Herausforderungen einen Menschen mit einer psychischen Krankheit darzustellen? Seinen Zustand im Bezug auf sein Leiden und alles was er durchgemacht hat, so genau wie möglich darzustellen. Was ich wirklich wollte, war, den echten Schwierigkeiten gegenüber, die Brian erlebt hat, fair zu sein.

Es war sehr wenig bekannt über diesen Aspekt aus Brians Leben. Wie sind Sie damit umgegangen? Ich denke, dass ein gewisses Stigma an psychisch kranken Menschen hängt, sowie in diesem Falle, eine bestimme Anziehungskraft und Infamie, dass es sich um eine Rock’n’Roll Burnout Story handeln könnte. Als ob es eine moralischer Schwachpunkt ist oder ein Charakterfehler. Tatsächlich konnte Brian aber wirklich nichts dafür aber das Stigma bleibt eben und auch diese romantische Vorstellung von Sucht, Rock’n’Roll und dem leidenden Künstler, der betrunken sein muss, um zu schreiben oder high um kreativ zu sein. Die Wahrheiten oder Halbwahrheiten liegen in allen diesen Aspekten.

Wie war es Brian Wilson kennenzulernen und mit ihm zusammenzuarbeiten? Die Zusammenarbeit war sehr Wilson-esque. Er war einfach da, ein bisschen wie eine Grinsekatze und ich habe versucht in seiner Gegenwart ein Gefühl für ihn zu bekommen, mit ihm und Melinda zu reden. Manchmal gab er Antwort, manchmal nicht. Es war sehr stimmungsabhängig und magisch. Hie und da erschien er einfach unangemeldet auf dem Set. In der Regel während einem besonders intensiven Moment. Er ist so eine Art Genie-Zaubermeister-Magier-Mensch.

Ist die Musik für Sie ein Teil der Geschichtenerzählung in diesem Film? Für mich war das schon immer so, weil ich mir so Zugang zu meinen Charakteren beschaffe. Ich empfinde die Musik als etwas Autobiographisches und verwende sie, um mich in eine bestimmte Stimmung oder Zustand zu versetzen. Der Soundtrack lief die ganze Zeit in meinem Hinterkopf, weil alles Brian‘s Musik war.

Wie eng war die Zusammenarbeit mit Elizabeth Banks um die Beziehung zwischen Brian Wilson und Melinda Ledbetter (Ehefrau) zu rekonstruieren? Wir haben sehr hart daran gearbeitet. Ich habe auch mit Melinda gesprochen, wobei Elizabeth Banks, welche Melinda im Film spielt, mehr mit ihr zu tun gehabt hat. Leider hatten wir im Film nicht so viel Zeit um die Liebesgeschichte entfalten zu lassen. Brian Wilsons Leben ist so episch, dass es nicht einfach war, all die verschiedenen Geschichten im Film unterzubringen.

Wie war es den Film einem internationalen Publikum am Toronto Film-Festival zu präsentieren? Es ist mein Lieblingsfestival. Ich war schon an Festivals wie Cannes und an vielen anderen auch und es ist nie einfach, zu spüren wie ein Film ankommt. In Toronto jedoch kommen eben wirklich Leute, die eine Liebe fürs Kino mitbringen und einen Film wirklich sehen wollen. Man hat ein sehr ehrliches Publikum, das weder arrogant noch elitär ist. An diesem Festival kann man sich wirklich in einen Film verlieben, während die anderen Festivals manchmal wie eine Party für Agenten und Anwälte rüber kommen. Ich frage mich dann, wo ist bloss das aufgedrehte Zehn-Uhr-Abends Publikum, welches sich so sehr auf den Film freut, geblieben. Sundance war auch mal so, aber jetzt ist es auch nur noch Hollywood. Toronto ist immer noch anders. Ich hatte eine wirklich tolle Zeit hier.

Aktuelle Streaming Angebote für diesen Titel:

Powered by JustWatch