The Grand Budapest Hotel

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Drama

Interview Ralph Fiennes

Interview: Raya Abirached

Ralph Fiennes: «Als Portier habe ich Duschvorhänge und Glühbirnen ausgetauscht»

BERLIN Ralph Fiennes spielt in Wes Andersons neustem Streich den Concierge Gustave H. Dieser wird bald in einen Mord, einen Raub und anderen Unannehmlichkeiten verwickelt. Kinowetter traf Fiennes an der Berlinale.

Ralph Fiennes, der Film ist wie ein Kuchen: Er schmeckt von Anfang bis Ende köstlich. War die Atmosphäre am Filmset von Wes Anderson genauso? Nicht jeden Tag, aber die meisten Tage waren lustig und wir haben viel gelacht.

Wie schwierig war es, den richtigen Ton bzw. die richtige Stimmung des Filmes zu treffen? Ich habe mich völlig auf Wes verlassen und mich von ihm leiten lassen. Für mich klappt es am besten, wenn man mich die ersten zwei Male bei einer bestimmten Szene oder Dialog einfach machen lässt. Danach möchte ich eine Rückmeldung. Psychologisch gesehen ist es vertrackt: Der Regisseur ist zufrieden, aber als Schauspieler denkt man sich, ich mache es wie ich will. Aber das ist ein Trugschluss: In Wirklichkeit hat man deren Ratschlag bereits verarbeitet und daraus gelernt und man gibt der Rolle noch seinen eigenen Touch. Das klappt nicht bei jedem Regisseur, aber Wes war da grosszügig und hat mich machen lassen.

Das ist zwar nicht für jede Rolle möglich, aber wer hat Sie dieses Mal inspiriert? Für was steht Gustav? Es gab den wundervollen Schauspieler Anton Walbrook, der vor dem zweiten Weltkrieg nach England emigrierte und seine Genauigkeit war charakteristisch für ihn. Das hat mir bei meiner Rolle geholfen. Er ist aber nicht wie Gustav, da er oft die angsteinflössenden Rollen gespielt hat. Seine bekannteste Rolle ist in "The Red Shoes" und ich bewundere seine Exaktheit.

Wie haben Sie für Ihre Rolle recherchiert? Mich überrascht immer wieder die Körpersprache der Hotelangestellten und die Art, wie sie sich bewegen. Ich kann mich noch erinnern, wie ich als junger Dramastudent im renommierten Brown's Hotel in London gejobt habe. Damals habe ich Duschvorhänge und Glühbirnen ausgetauscht und Messing poliert. Früher gab es noch die alten VHS Rekorder und noch kein Video on Demand. Ich musste die Geräte in die Zimmer tragen und einstecken. Ich habe viele Leute kennengelernt, auch schräge Vögel. Es gab einen Gustav-ähnlichen Typen. Er war Italiener und hat den Tee serviert. Einmal habe ich die Gardinen in dem Raum ausgewechselt, wo die Torten aufbewahrt wurden und er hat die Kuchen verziert. Sie sahen lecker aus und ich wollte nett sein und sagte: Diese Torten sehen köstlich aus und er meinte nur: Sie schmecken scheisse, mein Freund, einfach scheisse (lacht).

Wie wichtig war es für Sie, Rollen zu spielen, die nichts mit ihrem Leben zu tun haben? Ist das eine Voraussetzung? Ich finde es grossartig, dass man als Schauspieler so ein breites Spektrum hat. Mit manchen Rollen kann ich mich sofort anfreunden und der Zeitpunkt stimmt. Andere Rollen sind spannend und eine echte Herausforderung und mit Hilfe des Regisseurs schaffe ich es, sie gut darzustellen und zu spüren. Man braucht eine gute Beziehung zu ihnen. Warum haben sie mich für diese Rolle ausgesucht? Ich muss herausfinden, was der Regisseur sich genau vorstellt und man muss ihm auf alle Fälle vertrauen.

Beobachten Sie Regisseure jetzt aufmerksamer, jetzt wo sie selber Regie führen? Ja, absolut und das hat mich auch positiv beeinflusst. Ich habe jetzt mehr Respekt für deren Arbeit, Auffassungen und Entscheidungen, die sie treffen müssen.

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