Philomena

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Drama

Interview mit Judi Dench

Interview: Mathilde Bernard

Judi Dench: «Ich hoffe, dass Filme zum Denken anstossen»

VENEDIG Im Drama «Philomena» dreht sich alles um eine jungen Mutter, die ihr uneheliches Kind an Nonnen weggeben musste. Jahre später macht sie sich mit einem Journalisten auf die Suche nach ihrem verlorenen Sohn. Kinowetter traf sie am Filmfestival Venedig.

Judi Dench, dieser Film hat so viele Menschen bewegt. Glauben Sie daran, dass Filme in der Gesellschaft etwas verändern können? Ich hoffe doch, dass Filme zum Denken anstossen und man seine eigene Meinung überdenkt. Und nicht nur zum reinen Vergnügen dienen.

Warum hat Philomena so lange gewartet, um ihren Sohn zu suchen? Warum hat sie so lange gewartet? Warum hat sie es nicht einmal ihrer eigenen Tochter gesagt? Sie hat das Ganze für sich behalten. Das war ihre Wahl. Ich habe sie nicht danach gefragt, trotz alledem muss sie jedes Jahr aufs Foto geschaut und die Jahre mitgezählt haben, bis er schliesslich 50 wurde. Das hat wohl etwas in ihr ausgelöst und sie musste mit sich selbst ins Reine kommen.

Glauben Sie es lag an ihren eigenen Schuldgefühlen und ihrem Sohn gegenüber? Das kann wohl sein. Ihre Schuldgefühle machen sie zum Feigling.

Die Kirche setzt sich die ganze Zeit mit dem Thema Schuld auseinander. Sie war sicher eine gute Katholikin. Jeden Sonntag hat sie in der Kirche darüber nachgedacht und konnte nicht damit abschliessen. Schliesslich erzählt sie es ihrer Tochter Jane und sie wiederum Martin Sixsmith und dank Jane können sich beide auf die Suche nach dem Sohn machen.

Am Ende vergibt sie den Nonnen. Vergibt sie auch sich selbst? Sie vergibt der Tatsache, dass sie ihren Sohn weggeben musste. In dem sie den Nonnen vergibt, kehrt bei ihr selber der innere Frieden ein. Hass und Verbitterung fressen dich als Mensch auf. Doch sie schafft es zu sagen: Ich vergebe dir. Ihr Glaube wird noch stärker. Was für eine wunderbare Person.

Sie haben die echte Philomena getroffen und sich mit ihrer Geschichte auseinandergesetzt. Hat das Projekt Ihr Leben verändert? Es hat mein Leben in dem Sinne verändert, dass ich diese aussergewöhnliche und wundervolle Person treffen durfte. Mein Mann war katholisch, ich bin Quäker, was der extremste Gegensatz ist. Bis zu einem bestimmten Ausmass kann ich den Glauben verstehen, aber ich hätte niemals den Mut, die Stärke oder die seelische Kraft, die sie aufgebracht hat.

Sie gehen oft in Kirchen, vor allem in Italien, und zünden eine Kerze an. Was hat das für eine Bedeutung für Sie? Ich liebe es. Es ist etwas, was ich brauche.

Überall ist es laut, die Leute sind ständig am telefonieren. Finden Sie dort inneren Frieden? Es ist die Stille dort. Es ist wie bei einem Quäkertreffen, wo einige Leute im Stillen zusammensitzen und mit sich selbst ins Reine kommen möchten.

Ist es für sie ein Ort der Meditation? Ja, so ist es.

Glauben Sie an Gott und hilft der Glaube den Menschen, schwere Zeiten durchzumachen? Ja, ich glaube an Gott. Deswegen war es für mich auch nicht schwer, diesen Satz als Philomena zu sagen. Glaube kann helfen, aber Menschen, die nicht gläubig sind, nehmen sich die Kraft woanders her, um mit der Situation zurecht zu kommen. Es liegt an jedem selbst, woher er seine Kräfte nimmt.

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