Mandela: Der lange Weg zur Freiheit

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Biographical

Interview mit Regisseur Justin Chadwick

Interview: Marc Bernard

Justin Chadwick: «Die Energie, die Mandela versprüht, reisst einen mit.»

LONDON «Mandela - Long Walk to Freedom» basiert auf der gleichnamigen Autobiografie von dem vor kurzem verstorbenen Präsidenten Südafrikas. Regie führte Justin Chadwick. Sein Produzent Anant Singh, selber Aktivist während der Apartheid und enger Freund Mandelas, sicherte sich die Filmrechte an dem Buch.

Justin Chadwick, was hat sie dazu bewogen, den Film zu drehen? Zuerst habe ich gezögert. Damals war ich ein Jahr lang in Kenia, um den Film «First Grader» zu drehen. Eines Tages fragte mich mein Produzent Anant Singh, ob ich mir vorstellen könnte, einen Film über Mandela zu machen. Ich habe seine Autobiographie bereits gekannt. Wir trafen Mandelas Familie und einige seiner Mitinsassen auf Robben Island. Ich schlug vor, ihn so zu zeigen, wie ich ihn als Aussenstehenden sehe. Die Stiftung war begeistert. Mandela, der als Heiliger und Ikone gilt, sollte als Mann aus Fleisch und Blut, als Vater und Ehemann porträtiert werden. Ich wollte die Menschen als echte Charaktere zeigen mit all ihren Schwächen. So bin ich den Spuren Mandelas zurückgefolgt, war in seinem Geburtsort Qunu, habe Leute getroffen, die ihn als jungen Mann kannten. Für mich stand die unglaubliche Liebesgeschichte zwischen ihm und Winnie im Fokus. Wie sie sich kennenlernten und wieder auseinander gerissen wurden: Eine im zerrütteten Soweto, der andere 27 Jahre lang gefangen.

Konnten Sie ihn persönlich treffen? Ja, ich hatte das Glück. Vor unserem Dreh und seinem 94. Geburtstag war ich bei ihm zu Hause in Houghton in Johannesburg und wir haben einen Tee zusammen getrunken. Das werde ich nie vergessen: Die Energie, die Mandela versprühte, riss mich mit. Er war einzigartig und warmherzig. Damals habe ich Fotos mit ihm auf einem Ipad gezeigt. Er hat mir zu jeder Person etwas erzählt und wusste noch ganz genau, wo die Bilder entstanden sind. Was für ein Gedächtnis. Als wir zum letzten Foto gelangten, wo ein kleines Kind an seiner Nase zieht, sagte er: «Er hat mich so gesehen, wie ich wirklich bin.» Mandela wusste, dass ich einen aufrichtigen Film über ihn drehen würde. Als wir den fertigen Film seiner Familie, seinen Freunden und seinem Anwalt George Bizos zum ersten Mal gezeigt haben, sagten sie uns, dass er ihr Leben authentisch und wahrheitsgetreu widerspiegelt. Das hat uns als Filmemacher sehr viel bedeutet.

Hat Ihnen dieses Projekt auch Angst gemacht? Mir war von Anfang an wichtig, dass die Menschen authentisch und echt dargestellt werden. In Afrika herrschte damals so eine Energie und jeder hat sein Bestes gegeben. Es steckte so viel Liebe im Detail: Wenn man zum Beispiel eine Schublade aufgemacht hat, waren Requisiten von der damaligen Zeit darin, auch wenn die Kamera es gar nicht sehen konnte. Ich bin jeden Tag früher aufgestanden als geplant, weil ich mich so auf die Menschen gefreut habe, mit denen ich arbeitete. Sie haben so viel Einsatz und Energie mitgebracht, das fühlte man auch. Die Audio-Aufnahmen wurden nicht hinterher in einem Studio erstellt, sondern vor Ort aufgenommen, wie zum Beispiel die Lieder oder der Soundtrack und als 5.1 Surround-Sound abgemischt. So spürt der Zuschauer die Energie und Emotionen der Frauen und Männer bei ihrem Kämpfen.

Wenn Mandela den Film gesehen hätte, welche Reaktion hätten Sie sich von ihm erhofft? Dass wir ihn und sein Leben ehrlich und wahrheitsgetreu dargestellt haben. Jedenfalls ist das die Rückmeldung, die ich von denjenigen bekommen habe, die ihm nahe standen wie seine Frau und seine Kinder. Und ich hoffe, dass der ikonische Anführer die neue Generation inspiriert und sie sehen, dass er auch Hoffnungen, Ziele und Träume hatte wie sie.

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