Toy Story: Alles hört auf kein Kommando

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Animation
Herzzerreissende Lebenskrise

Während einer gleichermassen herzerwärmenden und herzzerreissenden 100-minütigen Erfahrung schlagen sich Woody und Co. humorvoll durch grundlegende menschliche Kämpfe. Der Film überträgt insofern verschiedene lebensnahe Themen wie die Frage nach Zugehörigkeit oder das Vertrauen in die eigene innere Stimme auf eine Handvoll Spielzeuge, die lebendiger nicht erscheinen könnten.

Kein Spielzeug wird zurückgelassen

Nachdem Andys Spielzeuge der kleinen Bonnie gespendet wurden, fällt es jedermanns Lieblingscowboy Woody nicht leicht, sich anzupassen. Während die neue Besitzerin liebevoll mit dem Rest der Bande spielt, bleibt Woody mit einem Haufen Fussel im Schrank zurück. Der Sheriff mit der Schlange im Stiefel beschliesst ohnehin, einer verängstigten Bonnie heimlich zu ihrem Kindergarten-Orientierungstag zu folgen. Als er dabei mitansehen muss, wie das Mädchen weinend und alleine vor sich hinsitzt, sammelt der Cowboy zufällige Gegenstände aus dem Mülleimer und ermutigt Bonnie somit, das neuste Mitglied der Saga ins Leben zu rufen: Forky, der Göffel mit den Glotzaugen. Dieser tut sich jedoch schwer, seine neue Identität als frisch gebasteltes Spielzeug zu akzeptieren, und entflieht bei einem Familienausflug. Woody jagt dem Utensil gemäss seinem Motto „Kein Spielzeug wird zurückgelassen“ hinterher und stolpert so direkt in ein weiteres Abenteuer.

Zeit loszulassen

So begleitet das Publikum Forky auf seine Reise Richtung Existenzkrise und wird dabei an die Bedeutung eines gesunden Selbstbewusstseins erinnert. Indem das wackelige Besteck mit den langen Armen seine Rolle als wichtigstes Spielzeug wahrnimmt, fördert Regisseur Josh Cooley den Zuschauer, an sich selbst zu glauben. Bonnies Liebe für das Stück Plastik verleiht dem Objekt eine Stimme und betont schliesslich die Kraft der Fantasie. Nicht zuletzt bewegt TOY STORY 4: ALLES HÖRT AUF KEIN KOMMANDO eine gesamte Generation zum Loslassen. Auf die schmerzhafteste Weise erinnert Cooley seine mit Woody und Buzz grossgewordenen Zuschauer daran, dass Veränderung nicht immer etwas Schlechtes bedeuten muss, sondern manchmal auch nötig ist. Die Entwicklung der indessen lebensechten Animation Pixars bietet ein hevorragendes Beispiel hierfür. Seit dem allerersten Computeranimationsfilm von John Lasseter aus dem Jahr 1995 sind die Einzelheiten auf dem Bildschirm mit uns gereift. Ob Regentropfen oder Katzenhaare, Pixar Animation Studios Liebe zum Detail präsentiert sich in TOY STORY 4 erneut meisterhaft.

Alte und neue Figuren

Nichtsdestotrotz bleibt das neuste Kunstwerk der Reihe eine Hommage an ihre Ursprünge und bezieht zu Recht Randy Newmans legendären Song „A Friend In Me“ mit ein. Nostalgie kommt ferner durch kurze Auftritte von Charlie und Charlotte Naseweis, Slinky, Rex und Jessie auf. TOY STORY 4 stellt seine anfänglichen Figuren jedoch in den Hintergrund, um Platz für neue zu schaffen. Nebst Forky stellt der Film Gabby Gabby als dreidimensionale Bösewichtin vor, dessen Motive sich aus dem Schmerz des Unerwünschtseins resultieren. Im Gegensatz dazu feiert Porzellinchen ein starkes Comeback als glücklich verlorenes Spielzeug, das die Freiheit eines kinderlosen Daseins zu schätzen gelernt hat. Im Verlaufe der Handlung inspiriert die Schäferin Woody, sich seiner grössten Angst zu stellen und sich dabei in seinem Verlorensein wiederzufinden.

Prognose

TOY STORY 3 offenbarte der Spielzeugsaga einen makellosen Abschluss, Teil 4 wird einem im Gegenzug als ein zweites Ende vorkommen, nach dem niemand wirklich gefragt, mancher aber überraschenderweise gebraucht hat. So bittersüss der Abschied auch wirken mag, werden die Fans dazu aufgerufen, ihre eigenen Wege zum Glück zu beschreiten. Unterdessen wird TOY STORY unbestreitbar „bis in die Unendlichkeit und noch viel weiter“ in unsere Herzen verbleiben. [Ana von Halle]

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