Fury - Herz Aus Stahl (2014)

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Action

Interview Brad Pitt, David Ayer

Interview: Raya AbiRached

Brad Pitt: «Wir romantisieren nichts»

LONDON Im Kriegsdrama "Fury" schlüpft Brad Pitt in die Rolle von Army Sergeant Wardaddy, der im Zweiten Weltkrieg einen Sherman Panzer kommandiert. Kinowetter traf den Schauspieler sowie Regisseur David Ayer zum Interview und brachte einiges an Informationen in Erfahrung.

Der film wirkt äusserst authentisch... Pitt: Ja, der Film bot eine tiefgehende Erfahrung für uns alle. Dieser Prozess begann bereits im Training vor den Dreharbeiten. Als wir dann zum ersten Mal ans Set kamen, hielten wir uns verrückterweise nur noch im Panzer auf.

Wollten Sie nicht mehr rauskommen? Pitt: Ich liebte diesen Panzer, es ist irgendwie ja auch mein Panzer.
Ayer: Ich fand es schwierig, den Schauspielern Anweisungen zu geben, wenn ich dafür auf einen Panzer klettern und hinein sprechen musste.
Pitt: Natürlich hat der Panzer auch etwas von einem kraftvollen, wilden Tier, aber in seinem Inneren verändert man sich auch. Rund herum regiert am Set das Chaos eines Kriegsgebiets, aber innen herrscht Ruhe. Dabei zeigte sich auch, wie sehr wir fünf ziemlich stark riechende Personen in diesem Panzer zusammengewachsen sind.
Ayer: Fast wie bei einem Film über eine Familie, der in ihrem Haus spielt. Hier besitzt das Haus einfach eine Schussvorrichtung und fährt - dafür fehlt das Badezimmer, aber das hält niemanden auf. Sie essen, schlafen und kämpfen von dort aus und genau das lernten die Schauspieler. Ohne Zweifel war dieser Panzer Brads Haus, er hatte dort das Sagen.

Brad Pitt, wie helfen Sie jüngeren Schauspielkollegen, die von Ihrer Berühmtheit eingeschüchtert sind? Pitt: Das Boot Camp setzte dem schnell ein Ende. Wir waren erst nur nett und höflich zueinander, aber schon im Laufe des ersten Tages änderte sich das im Training.
Ayer: Ausserdem schickte ich alle zum Kampfsporttraining, dort traten sie gegeneinander an. Schauspieler sind wahnsinnig ehrgeizig... Pitt: Ich nicht! (lacht) Doch, das stimmt natürlich.
Ayer: Diese Kämpfe bewirkten eine gewisse Ehrlichkeit. Nichts ist ehrlicher als die Reaktion eines Menschen, dem ins Gesicht geschlagen wurde. Dort lernten sie also einiges über einander. Aus meiner Sicht sollte sich niemand von Brad einschüchtern lassen, weil er einfach seinen Job macht und offen ist für Inputs. Ich lernte viel von ihm und das ging dem Cast sicher genauso.

Was soll das Publikum aus diesem Film mitnehmen? Pitt: Für mich ist es das grösste Kompliment, wenn Kriegsveteranen etwas in diesem Film wiedererkennen. Der Film romantisiert nichts, sondern zeigt den Kern eines Krieges. Ich soll dich töten und du mich und einer von uns überlebt das nicht. Darum geht es schlicht und einfach. Im Krieg erwächst Brutalität, sie liegt nicht unbedingt in der menschlichen Natur und wir zeigen welche psychischen Traumata daraus entstehen. Ein Mensch kann das nicht unbegrenzt ertragen. Allein die körperlichen Einschränkungen sind enorm, wenn man ohne Schlaf und Nahrung in der Kälte beschossen wird. Wie kann man menschlich bleiben, wenn man tut, wofür man hingeschickt wurde?

Ihnen war also wichtig, den Krieg nicht zu romantisieren? Ayer: Genau, der Zweite Weltkrieg ist ein Ereignis, um das viele Mythen gesponnen wurden. Ich wollte die Menschen zeigen, die dort kämpften, die Zivilisten, die Konsequenzen des Krieges und die schwierigen Entscheidungen. Krieg entmenschlicht, aber in dieser Umgebung bilden die Hauptdarsteller ihre eigene Familie, um emotional zu überleben. Ihre Bindungen sind universell und gehören zu den Stärksten überhaupt. In dieser Unmenschlichkeit finden wir also etwas menschliches. Das entspricht der Botschaft des Films.

Wie wichtig sind Ihnen als Schauspieler und Produzent Projekte, bei denen Sie Ihre Leidenschaft einbringen können? Pitt: Sie alle müssen mich ansprechen, damit ich meine Zeit dort verbringe, statt daheim bei meinen Kindern.
Ayer: Nachdem Brad das Drehbuch gelesen hatte, sagte er sofort zu. So eine starke Reaktion habe ich noch nie erlebt.
Pitt: Das war auch für mich ein Sonderfall.

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