Blumhouse war so begeistert von dem, was GET OUT alles erreicht hat, dass CEO und Genrespezialist Jason Blum seinem Kollegen Peele unmöglich ein 20 Millionen Dollar hohes Budget für WIR abschlagen konnte - eine absolute Rekordsumme, da Blum und Co. seit einem Jahrzehnt ihre hauseigene Politik konsequent durchsetzen und ausschliesslich Filme umsetzen, die für unter 10 Millionen Dollar realisiert werden können. Doch die zusätzlichen Ausgaben machen sich bezahlt, denn in Sachen Schauplätze, Effekte und Produktionswert legt WIR eine ganze Schippe obendrauf.
Wenn Jordan Peele etwas ärgert, dann die Tatsache, wie Afroamerikanische Charaktere in Horrorfilmen behandelt werden. Normalerweise darf immer nur ein Vertreter des Landes mitspielen, muss jedoch ein wandelndes Klischee verkörpern und möglichst im ersten Drittel des jeweiligen Films das Zeitliche segnen. Mit WIR zeigt Peele eindrucksvoll, dass Hautfarbe kein Charaktermerkmal ist und Schauspieler nur mit dem arbeiten können, was ihnen das Drehbuch vorschreibt.
Dieses stammt abermals von Peele selbst, der seine Darsteller bis zum Äussersten drängt und alles aus ihnen herausholt, was an Talent in ihnen steckt. Da das Quartett im Film sowohl eine freundliche als auch eine böse Version ihrer Figur porträtieren muss, werden völlig verschiedene Mimiken und Emotionen von ihnen gefordert, die sie allesamt mit Bravour meistern. Vor allem vor den Kinderschauspielern kann man nur den Hut ziehen - wer in so jungem Alter schon so professionell agiert, verdient unsere vollste Aufmerksamkeit.
Das Besondere an WIR ist, dass die Gesellschaftskritik nicht aufdringlich wirkt. Sie fügt sich in die Geschichte ein wie das fehlende Puzzlestück auf die letzte Lücke im Bild. Das unverbrauchte Konzept, die Unvorhersehbarkeit und die raffiniert platzierten Schockmomente machen aus diesem Werk eine intelligente Genreperle, die man unbedingt gesehen haben muss. Vorhang auf für eine unheimliche und schräge Achterbahnfahrt, bei der Dank skurriler Augenblicke sogar der Humor nicht zu kurz kommen wird. [Carmine Carpenito]