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Thriller

Interview Jordan Peele

Interview: Andrew Warne

Jordan Peele: «Wenn Menschen zusammenkommen, entsteht ein Monster»

LOS ANGELES Wir trafen Oscar-Gewinner und Regisseur Jordan Peele für seinen zweiten Film WIR. Nach seinem Debütfilm GET OUT will er mit einem neuen tiefschichtigen Streifen, wieder sein Publikum erschrecken aber auch zum Nachdenken anregen. Im Interview spricht er über seine Idee zu diesem Film, sein überraschender Erfolg und seinen kritischen Blick auf die Gesellschaft.

Jordan Peele, für Ihren zweiten Spielfilm mussten Sie nicht lange suchen. Es wirkte fast, als hätten Sie das Skript irgendwo in einer Schublade liegen. Das hatte ich nicht. Jedoch geschieht mit einem etwas, wenn man merkt wie ein Publikum auf eine Idee wie GET OUT reagiert. Ich hatte danach eine Sicherheit und ein Selbstbewusstsein, dass ich benutzte für meinen Schreibprozess. Ich wusste, dass der Prozess etwas einfacher und kürzer sein wird, als beim letzten Mal. Denn vieles lag einfach an diesem neu ausgeprägten Selbstvertrauen.

Haben Sie damals den Erfolg oder den Einfluss, welcher GET OUT gerade auch auf das Horror-Genre hatte, erwartet? Natürlich. Bei jedem Element, dass ich machte und das ein Teil dazu beitrug, wusste ich, dass der Film gross werden würde. Nein, ganz ehrlich jetzt. Ich habe jeden Tag einfach gehofft, dass sie mir das Projekt nicht beenden würden. Ich habe mit WIR genau gleich einen meiner Lieblingsfilme gedreht, die noch gar nicht existierten, wie mit GET OUT. Der Unterschied zu vorher war, dass ich wusste, dass sie mir das Projekt nicht vorzeitig beenden werden. Sie würden mich zumindest abschliessen lassen und danach weitersehen. Es war eine unglaubliche Reise und eine unglaubliche Erfahrung als Filmemacher diese Reaktionen für GET OUT von einem Publikum zu erhalten. Es gibt einem eine neue Kraft und man fühlt sich beflügelt für den nächsten Film.

Haben Sie eher einen komischen Sinn für Gemeinschaft oder woher nehmen Sie sich Ihre Ideen für den Film? Ja, ich habe einen sehr extrem gruseligen Sinn für Gemeinschaft. Wenn die Menschen zusammenkommen, entsteht ein Monster, dass das schlimmste Monster ist, dass die Menschen je gesehen haben. Wir sind fähig extrem gute Menschen zu sein. Gleichzeitig sind wir aber auch fähig extreme Schreckenstaten zu vollbringen, wenn wir uns zusammentun. Ein Teil davon hängt damit zusammen, dass wir uns gegenseitig davonkommen lassen. Wir wollen uns nicht mit Konsequenzen konfrontieren. In gewisser Weise basiert jeder Film, den ich mache, auf dieser Idee, obwohl Menschen gute Eigenschaften haben, im Grunde alle böse sind. (lacht)

Die soziale Herausforderung von WIR ist deutlich komplizierter als in GET OUT oder nicht? Naja, das kommt darauf wie man kompliziert definiert. WIR funktioniert auf verschiedenen Levels, denn WIR kann ganz unterschiedlich definiert werden. Es sind viele verschiedene Bruchteile, die man anschauen kann. Es gibt die Perspektive, dass sobald wir zusammenkommen, scheitern an unseren eigenen Dämonen zu arbeiten. Wenn man also nun all diese verschiedene Bruchteile anschaut, dann verändert sich auch die Implikation des Filmes jedes Mal. Ich habe eigentlich jedes Mal eine klare Mission, wenn ich beginne. Allerdings ist es auch gleichzeitig immer ein Rorschachtest.

Wie meinen Sie das genau? Verschiedene Leute können verschiedenen Dinge in diesem Film sehen. Weil wir alle unsere eigenen Dämonen haben und wir alle haben unsere eigenen "Wir gegen die Anderen"-Versionen. Wenn ich Wir sage, dann bedeutet das für jeden etwas anderes.

Was ist mit den Anderen? Im Kern des Filmes geht es darum, dass Die unsere Feinde sind. Wir geben immer den Anderen, den Eindringlingen, den Mysteriösen, den Nachbarn Schuld. Vielleicht ist der wahre Feind jedoch wir selber.

Was hat es mit den Doppelgängern auf sich, woher kommt dieser Aspekt? Es kam aus den vielen Recherchen und Suchen nach der Antwort auf die Frage, was wäre, wenn es wirklich Doppelgänger von uns gibt? Was würde es bedeuten, wenn es eine Doppelgänger-Familie gibt? Das würde bedeuten, dass es eine Verbindung zwischen den Schicksalen und dem Glauben der beiden Familien gibt. Wenn dein Doppelgänger ein Doppelgänger-Sohn hat, der aussieht wie dein Sohn, dann bedeutete es wahrscheinlich, dass sie zur gleichen Zeit Sex hatten oder nicht? (lacht) Ich bin eigentlich nur der Wissenschaft dieser absurden Vorstellung gefolgt und dadurch ergab sich diese gruselige Idee.

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